„Der Herr ist nahe, betrübe ihn nicht!“
Gott ist unsichtbar. Liebe spürt ihn auf in seiner Verborgenheit. Liebe kann warten. Sie drängt nicht, wird nicht ungeduldig. Sie ist sich der eigenen Kleinheit bewusst. Ihre Sprache ist Sehnsucht, nicht Anmaßung. Eine heilige Scheu bewahrt sie vor Vermessenheit.
Liebe blickt nicht nur nach innen. Ihre Hellsichtigkeit erkennt auch im anderen Menschen die Nähe Gottes. Dort ist seine Anwesenheit gefährdeter, als im eigenen Herzen. Denn die Vielschichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Schwäche des anderen Menschen in all seinen Facetten versperrt den Blick für Gottes Nähe hinter und unter dem Dunkel dieses Verhaltens. Der Liebe allein eignet die Sehschärfe, diese Dunkel zu durchbrechen, um das göttliche Licht zu schauen.